Vielleicht hilft euch ein Bild aus dem Flugzeug. Vor jedem Flug informiert uns das Bordpersonal, dass wir bei Sauerstoffmangel in der Kabine die Sauerstoffmaske erst zu uns ziehen und uns dann um andere (unsere Kinder) kümmern sollen…
Das bedeutet jetzt für euch in eurer Partnerschaft:
Überlegt euch zunächst selbst, was genau euch hilft, um „runter zu kommen“, und legt euch euren eigenen, individuellen Plan zurecht. Den muss keiner außer euch verstehen, wichtig ist nur, dass er für euch im Notfall funktioniert.
Wenn ihr euch also überfordert fühlt und merkt, dass ihr emotional in Not geratet, dann VERLASST DIE SITUATION SO SCHNELL WIE MÖGLICH. Und konzentriert euch dann auf das Chaos in euch. Versucht zu verstehen, was ihr tatsächlich fühlt. Was genau? Enttäuschung? Angst? Panik? Überforderung? Einsamkeit? Kränkung? Erschöpfung? Hunger?
Alle Gefühle, die da sind, sind da. Es ist normal, sich immer irgendwie zu fühlen. Mal gut, mal schlecht, mal mittel. Auch emotionaler Schmerz ist normal. Schmerz empfinden alle Menschen.
Ihr könnt jetzt etwas unternehmen, um eurem Gefühl das Gefühl zu geben, es darf wieder gehen. Hier sind ein paar Ideen: einen ruhigen Ort aufsuchen (Badezimmer, Balkon oder Schlafzimmer) und atmen! Kurze lustige Videos schauen. Joggen gehen. Tanzen (ist immer gut). Duschen. Yoga machen. Gute Dinge visualisieren. Atmen. Atmen. Atmen.
Paul Wilson schreibt in Instant Calm (1995, immer noch unübertroffen):
„Mentally reassure yourself that good breathing is the most effective way ever conceived to control feelings of stress and anxiety“
Menschen sind sehr unterschiedlich in Hinblick auf das, was ihnen hilft, sich zu beruhigen. Probiert es aus. Ihr seit selbst verantwortlich (als euere eigene Expertin oder euer eigener Experte), das zu finden und umzusetzen was für euch tatsächlich funktioniert. Und – ganz wichtig! – Ihr habt auch das Recht, das manchmal nicht zu schaffen.
Vereinbarungen sind jetzt wichtig!
Vereinbart außerdem mit eurem Partner / eurer Partnerin, dass jeder von euch eine Strategie zur Stimmungsregulierung haben sollte – und versprecht einander, dass ihr einander bei der Umsetzung unterstützt und aufeinander Rücksicht nehmt. Und noch etwas. Bei Stress verfällt unser Gehirn meistens auf die Idee, zu generalisieren. Ihr kennt das sicherlich. Ihr denkt dann “Alles ist schrecklich!“ Und natürlich wisst ihr, dass – selbst in der aktuellen Situation – nicht alles schrecklich ist.